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18. September 2013

Amerikanisch Vegan - Urlaub in den USA Teil I

Seit sechs Jahren habe ich darauf gewartet, in die USA zu fliegen. 2007 haben M und ich in Ohio studiert, und dabei nicht nur die amerikanische Kultur, sondern auch amerikanische Freunde kennengelernt. Aus netten Spiele-Abenden und Ausflügen zum größten Weihnachtsgeschäft der Welt wurde eine innige Freundschaft, die die Jahre überdauert hab. Und obwohl Päckchen aus den USA und Skype-Telefonate super sind, ersetzt es doch nicht den anderen von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Daher habe ich seit unserer Rückkehr sehnsüchtig darauf gewartet, sie wieder besuchen zu können. 


Aber es kam, wie man so schön sagt, das Leben dazwischen: Neue Jobs, Uni-Abschlüsse, das liebe Geld, Ferialarbeiten, mehr Uni-Abschlüsse. Heuer hatte ich das Warten satt - M und ich fanden jedes Jahr einen Grund, nicht in die USA zu reisen, und wir könnten wohl auch noch Gründe finden, bis wir alt und grau wären. Darum buchten wir Flüge, packten unsere sieben Sachen und ab ging's - aber doch mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend: Würden wir uns mit unseren Freunden noch so gut verstehen wie früher? Vielleicht hatten wir uns doch zu sehr verändert.


Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr Menschen nach langer Zeit wieder begegnet und es ist so, als wäre keine Minute seit eurem letzten Treffen vergangen? Genau fühlte sich unser Wiedersehen an. Ich freue mich schon auf die nächste Reise.


Damit ihr auch ein wenig meine Abenteuer mit mir genießen könnt, habe ich natürlich vegane Erfahrungen und jede Menge Essensfotos mitgebracht. Enjoy!

Vegan im und um das Flugzeug

Ich hatte unseren Flug bei Air France gebucht, die Tickets kamen von KLM, die Maschine von Delta Airlines - sei's drum, ist ja alles dasselbe. Ich hatte bereits telefonisch ein veganes Essen bestellt - die Option gibt es bei jeder großen Airline bei langen Flügen, sie bezeichnen sie aber manchmal als "pure vegetarian", "strict vegetarian", "vegetarian non-dairy" oder mit dem Code "VGML". Ich bin von Natur aus argwöhnisch, darum ließ ich mir das vegane Essen ein paar Tage vor dem Abflug erneut telefonisch bestätigen.

Mangostin im Münchner Flughafen - und eine glückliche, weil schon leicht von Airbräu-Bier beduselte C. Immerhin muss man sich eine lange Verspätung ja schöntrinken.

Am Flughafen München angekommen erwartete uns eine böse Überraschung: Der Flug war mehr als fünf Stunden verzögert. Hurra, das ganze frühe Austehen war also komplett umsonst gewesen! Zumindest gab es einen Essensgutschein, den wir im Mangostin, einem asiatischen Restaurant im Flughafen, einlösten. M aß Yaki Soba mit Gemüse (die vegan sein könnten, M hat allerdings nicht gefragt, ob die Nudeln Ei enthalten - er ist Vegetarier), ich entschied mich für das Wokgemüse mit Reis, das auch ohne Fischsauce auskommt, wie man mir bestätigte. Das Gemüse war knackig, die Sauce aromatisch, und in unserer misslichen Lage war es eine willkommene Aufmunterung.

Yaki Soba mit Gemüse

Wokgemüse mit Reis

Endlich unterwegs nach Atlanta (von dort ging es weiter nach Columbus, Ohio), hatte es auch unser veganes Essen mit auf die Reise geschafft: Als Abendessen gab es Salat mit Vinaigrette, Obstsalat, Vollkornbrot mit einem würzigen Paprika-Aufstrich und Tofu mit Reis und Erbsen-Minz-Püree. Das Hauptgericht war erstaunlicherweise wirklich, wirklich gut, besonders der Tofu war intensiv gewürzt. Der Snack kurz vor der Landung war dann eher eine Enttäuschung: Mehr Vollkornbrot mit besagtem Aufstrich und eiskalten Gurken. Essbar, mehr aber auch nicht, darum auch kein Foto.

 Flugzeug-Essen

Atlanta ist der größte Flughafen der Welt, und bietet sowohl am Domestic als auch am International Terminal vegane Optionen: Am Domestic Terminal fielen mir vegane Salate mit Quinoa und vegane Wraps auf, die mir aber nur im Vorbeigehen zuzwinkerten. Am International Terminal befindet sich ein mexikanisches Fast Food-Restaurant, die explizit als vegan bezeichnete Tacos anbieten: Maisfladen mit herzhafter Füllung aus Bohnen und Gemüse, die zwar kleckern, aber uns Veganern sehr gut den Bauch füllen. Das French Meadow Cafe, ebenfalls im International Terminal, hat vegane Wraps, ein exzellentes Black Bean-Chili und ein Schild auf dem "We are vegan-friendly" steht - passt ja!

 Vegane Tacos...

 ... und ausgepackt! Natürlich gab es noch einen kräftigen Schuss Hot Sauce dazu.

Kräftiges Black Bean-Chili mit Brot.

Beim Rückflug gab es wieder veganes Essen: Bohnen-Bratling mit Spinat und Karotten, dazu Salat, Brötchen mit veganer Margarine und Obstsalat. Wieder überraschend gut gelungen, der Bratling war herzhaft und gut gewürzt und die Karotten leicht pfeffrig. Ein komplettes Desaster war dann allerdings das Frühstück: Uns wurde ein brennheißes, komplett aufgeweichtes Brötchen serviert, das mit ungewürztem Tofu, den Resten vom mittlerweile etwas schleimigen Spinat und labbrigen Tomaten gefüllt war. Habe ich erwähnt, wie heiß das Ding war? Ich habe mir Mäulchen und Pfoten daran verbrannt, und es hat nach absolut nichts geschmeckt. Wem fällt den so ein Frühstück ein? MEGAFAIL.

Veganes Essen beim Rückflug: Das Stichwort "VGML" blinzelt hinter dem Obst hervor. Der komische Container mit Aludeckel ist übrigens Wasser... das Ausmaß an Müll in einem Flugzeug übersteigt meine Vorstellungskraft offenbar komplett.

 Bratling in Großaufnahme

Veganes Frühstück aus der Hölle - und so, so heiß!

Da sehr ihr: Auch als veganer Passagier muss man weder am Flughafen noch im Flugzeug verhungern, was aber keine Garantie für leckeres Essen ist, was unser Frühstück schmerzhaft beweist.
Stay tuned für die weiteren Teile, in denen es um vegane Produkte, Whole Foods Market und veganes Essen in Restaurants geht...

16 Kommentare:

  1. hallo claudia,
    ich bin neugierig und muss fragen, was du schönes in ohio studiert hast, bzw. was du arbeitest? (wenn das nicht zu privat ist..) lg lisa

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    1. Hallo Lisa, ich habe dort Psychologie studiert, aber als Austausch-Studentin. Ich arbeite im Bildungsbereich! :-)

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  2. Danke für den interessantes Bericht. Darf ich fragen ob man dafür einen Aufpreis zahlt? Flugzeug essen finde ich eher immer riskant, manchmal kann es richtig lecker sein, und manchmal...nun ja...
    Ich bin seit 3 Jahren vegetarier und tendiere seit mehreren Monaten mehr zum Veganer. Ich wohne zu Zeit in Afrika und da ist noch etwas schwerer, da die Leute es hier schon fast nicht verstehen wenn man erklärt das man vegetarier ist und es keinerlei alternativen zu Essen oder trinken gibt:(
    Liebe grüsse,
    Krisi
    http://excusemebutitsmylife.blogspot.com/

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    1. Liebe Krisi, nein, zum Glück kein Aufpreis :-)

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    2. Danke für deine Antwort=) Oh, dass ist ja super, werde ich mir merken und beim meinem nächsten Flug fragen ob sie auch vegane Gerichte anbieten=)

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  3. Oh, wie spannend - danke für diesen ersten Bericht, ich freue mich schon auf die Fortsetzung. :-) Und Dein vegan-T-Shirt ist sehr lässig, darf ich fragen, woher Du das hast? Liebe Grüße

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  4. Ich kann nur sagen: bei den Emirates war unser veganes Essen im Flugzeug wirklich hervorragend (übrigens ist neben VGML wohl auch VOML vegan hab ich mir sagen lassen). Scheint also wirklich sehr auf den jeweils von der Airline gebuchten Caterer anzukommen.

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  5. Das T-Shirt hab ich auch :)
    Habs auf der Veggie Planet in Salzburg gekauft.
    Die haben ein Geschäft in Wien und einen Online-Store, aber der Name fält mir leider nicht ein.

    LG Martina

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  6. Ich bin gestern auch aus den USA wiedergekommen und mir wurde genau dasselbe im Flugzeug serviert! :) der bohnenbratling war bei mir nur leider ziemlich pampig und kaum gewürzt. das Frühstück fand ich jedoch nicht so schlimm! Mein Brötchen schmeckte sogar schön frisch

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  7. Großartig! Ich lese diesen Artikel in Boston, sehr viel aktueller kann das Thema "vegan in den USA reisen" für mich also nicht sein. Ich bin von HH aus nach New York geflogen, über London mit British Airlines, und habe vorher per Mail um veganes Essen gebeten. Das ging problemlos und es war sehr lecker! Die Müllberge schockieren mich allerdings auch jedes Mal. Aber nicht nur im Flugzeug, hier in den USA herrscht auch eine ganz schöne Wegwerfkultur vor, finde ich... Freu mich auf die weitere Berichterstattung!

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  8. Hallo Claudia - toller Reisebericht.
    Leider ist ein Flug mit AirFrance-KLM alles andere als tierfreundlich.

    http://www.gatewaytohell.net/take-action/airfrance-klm/

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  9. Ach ist das herrlich! Ich habe ein Jahr in Columbus/Ohio gelebt! Wo warst du denn?? Ich kann genau nachvollziehen, was du erlebt haben musst. Dieses Jahr bin ich seit 4 Jahren mal wieder zurück in mein zweites Zuhause gereist. Es ist so ein tolles Gefühl, wenn man ankommt und man gehört einfach immernoch dazu. Wirklich toll.

    Ich lebe zwar "nur" vegetarisch, war aber auch mit dem Essen auf dem Rückflug mit United zufrieden. Auf dem Hinweg war es mehr eine Zumutung!

    Ich habe wirklich viele vegetarische Alternativen in den USA gefunden und das war echt immer sehr lecker!

    Liebe Grüße,

    Anne

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    1. Liebe Anne, unsere Freunde haben gerade ein Haus im Vorort Dublin gekauft. :-)

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  10. Toller Beitrag! USA ist mein Lieblingsland!

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Ich freue mich immer sehr, von Euch zu hören! Vorschläge, Ideen, Lob, eine andere Meinung (respektvoll, please) - immer her damit!