26. September 2010

FAQ: Bio-Fleisch, Bio-Milch, Bio-Eier

Wie reagiert man auf Fragen und Äußerungen, die von Nicht-VeganerInnen immer wieder kommen? Wie immer in unserer kleinen FAQ-Serie gebe ich euch meinen Blickwinkel auf bestimmte Themen.

Wenn man vor jemandem seinen veganen Lebensstil enthüllt, kommen oft Fragen wie: "Und was ist mit Bio-Milch und Bio-Fleisch? Isst du denn auch keine Bio-Eier? Da geht es den Tieren ja gut." oder Statements wie: "Ich esse sowieso nur Bio-Fleisch. Ud alle Eier, die ich esse, kommen vom Bauern um die Ecke."

Bestimmt haben viele von euch schon dieses Bio-Argument um die Ohren geworfen bekommen. Es gibt viel zur Bio-Haltung zu sagen - zunächst mal die Frage, ob es Tiere in Bio-Haltung besser haben als in konventioneller Massentierhaltung.  Meine Antwort hier ist eindeutig: Natürlich hat es ein Huhn in Garten des Bauern von nebenan besser als ein Huhn in Käfighaltung. Natürlich steht eine Milchkuh lieber auf der Wiese als im Stall auf Betonboden. Natürlich rollt sich ein Schwein lieber im Sand draussen als im Kot seiner Artgenossen drinnen. Es gibt natürlich einen Unterschied zwischen Bio-Haltung und Massentierhaltung. Wenn jemand Bio-Fleisch kauft, ist das natürlich Fleisch aus konventioneller Massentierhaltung vorzuziehen, keine Frage. Aber diese Frage ob Bio oder Nicht-Bio besser ist, ist eine falsche Dichotomie, da die dritte Möglichkeit vergessen wird, bei der es die Tiere am allerbesten haben: Kein Konsum von tierischen Produkten. Wenn ich mich also für Bio-Tierprodukte ausspreche, dann meine ich das nur im Vergleich zu Tierprodukten aus Massentierhaltung, und nicht als Aufruf zum Fleisch-Konsum generell.

Viele Leute behaupten außerdem, dass sie ausschließlich Bio-Tierprodukte konsumieren. Ok, für manche (sehr wenige) mag das wahr sein. Für die meisten allerdings nicht, denn genau die Personen, die das behaupten, gehen meistens in ganz normale Restaurants und bestellen sich irgendein Fleisch-Gericht von der Karte, ohne nach der Bio-Herkunft zu fragen. Sie kaufen Fertig-Kuchen mit Eiern aus dem normalen Supermarkt (und da sind meistens keine Freilandeier drinnen!) oder Eis aus Milch am Badestrand. Natürlich könnte man bei jedem Restaurantbesuch genau fragen, wo denn das Rindfleisch her ist. Oder die Eier. Oder die Milch. Aber das ist wirklich extrem aufwendig, und daher denke ich, dass fast alle Personen, die sagen, sie würden "nur Bio-Tierprodukte" konsumieren, sich hier leider etwas vormachen. Sicherlich, es wäre mit großem Aufwand möglich, denn ganz ehrlich, der Bio-Anteil besonders bei Fleisch ist winzig - hier kann schon eine Suche nach einem passenden Restaurant schnell zu einem fast unmöglichen Unterfangen werden. Aber warum sich das Leben unnötig schwer machen? Es gibt eine besseren, einfacheren Weg: Nämlich das vegetarische bzw. vegane Gericht auf der Karte zu bestellen!

Und natürlich gibt es in der Bio-Debatte auch noch einen Aspekt, der sich von der Massentierhaltung zum Bio-Betrieb nicht ändert: Schweine sind nicht dazu da, um von uns gegessen zu werden. Sie sind eigenständige Individuen, und existieren nicht zu unserem kulinarischen Vergnügen, sondern haben ihren eigenen Platz in dieser Welt verdient. Kühe sind nicht dazu da, um uns Milch zu geben. Sie produzieren Milch, die für ihre Babies gedacht ist, genau so wie menschliche Mütter Milch produzieren, die für ihre Babies bestimmt ist. Hühner sind nicht dazu da, um am Ende ihrer Eier-"Produktivität" im Kochtopf zu landen. Und genau diese Probleme gibt es auch in Bio-Betrieben: Tiere dort werden zwar besser behandelt als Tiere in Massenhaltungen. Aber auch am schnuckligsten Bauernhof möchte der Bauer einen Gewinn machen, und den kann er nicht machen, wenn er der Kuh nicht das Kälbchen wegnimmt, Schweine nicht schlachtet, und die männlichen Küken nicht tötet, da sie einfach keine Eier legen, und daher für die Eier-Produktion wertlos sind. Gibt es Bio-Bauern, die ihre Tiere gut behandeln? Sicherlich. Sorgen sich diese Bio-Bauern um ihre Tiere, und geben ihnen einen artgerechten Stall, Auslauf, artgerechtes Futter, und medizinische Hilfe, wenn sie krank werden? Sicherlich. Ist ein Bio-Bauernhof in erster Linie ein Unternehmen, und wird der Bio-Bauer seine Tiere schlachten lassen, wenn er daraus einen Gewinn machen kann bzw. finanziellen Verlust vermeiden kann? Ganz sicher.

Darum machen wir uns nichts vor: Sicher ist Bio besser als Nicht-Bio. Aber am allerbesten ist immer noch Veganismus.

5. September 2010

KoMaGö - Abenteuer in Dänemark und Schweden

Wieder daheim! Wegen einer mehrtägigen Konferenz war ich in Schweden, und nutzte auch die Zeit, um ein wenig Urlaub dranzuhängen. Vorher aber ein paar Worte über die Konferenz: Der Veranstalter zahlte die ganze Verpflegung, sprich: Alle Mahlzeiten wurden im Hotel eingenommen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass sich diese kleine Veganerin ein wenig Gedanken machte, ob das denn so gut mit einer veganen Ernährung vereinbar wäre. Ich schickte daher einmal ein E-Mail an die Organisatoren, und ein zweites an das Hotel direkt. Man versicherte mir, dass alles getan werden würde, um mir Essen auf den Tisch zu bringen, trotzdem fuhr ich mit ein bisschen Bauchweh zur Konferenz. Aber ich hätte mir gar keine Sorgen machen müssen, denn ich wurde sehr angenehm überrascht: Die Caterer nahmen sich Zeit, um mir veganes Essen am Buffet zu zeigen, ich bekam extra Portionen, die für mich veganisiert wurden, sogar Nachtisch war drinnen. Hier eine kleine Aufzählung von meinen veganen Schmankerln: Artischoken-Oliven-Salat mit veganem Pesto, Lasagne mit Soja-Hack, Weizen-Pfanne mit Kartoffeln und Gemüse auf Tomatensauce, gegrillte Gemüsespieße, Kartoffelsalat mit Kapern, Schwedische Kartoffelpfanne mit Pflanzenfleisch, Gemüselaibchen, Sorbet, Erdbeeren, und das Highlight: Gegrillte Zucchini gefüllt mit leckerem Gemüse, dazu kleine Kartoffeln, Tomatensauce und Balsamico. Und natürlich die üblichen Verdächtigen: Brot, grüner Salat, Obst. Ich war gerührt vom Aufwand, der betrieben wurde, ich bekam mein Essen oft als Erste, und meine Kollegen waren nicht nur einmal neidisch, weil ihr Essen nicht so lecker war (labbriges Fleisch...ohne Worte). Mit nur zwei kurzen E-Mails konnte ich mir daher tolles veganes Essen sichern, und anderen Leuten zeigen, wie köstlich Vegansein selbst auf einer Konferenz sein kann. Ein kleiner Erfolg für den veganen Lebensstil, oder? :-)


Nachdem mir nach der Konferenz M schließlich nachgereist war, ging es weiter nach Kopenhagen. Leider hatten wir hier ein wenig Pech mit veganem Essen, einige Restaurants hatten geschlossen oder sperrten gar nicht erst auf (vor verschlossenen Türen zu stehen mit knurrendem Magen ist echt ein doofes Gefühl). Aber ich schaffte es, mit tollem veganen Gebäck von einer Bio-Bäckerei (Det Rene Brød, Adresse: Nørrebrogade 42) und veganer Pizza von einem kleinen Stand nicht zu verhungern.

 Det Rene Brød hat drei Adressen in Kopenhagen, und bietet tolles dänisches Gebäck, vieles davon vegan (einfach fragen, ob jemand die kleinen Zutatenschilder übersetzen kann). In der Filiale, in der wir waren, waren sicher 5 bis 6 süße Teilchen vegan, ganz zu schweigen vom ganzen leckeren Brot natürlich! Im Bild: Veganes Schokocroissant.

Yummy yummy vegane Pizza. Stilecht aus dem Karton.


Von Kopenhagen ging es weiter nach Malmö, Schweden, das mit dem Zug nur ca. 45 min entfernt ist. Hier setzte ich große Hoffnungen in das Essen, immerhin gibt es in Malmö das "Vegegarden", ein veganes chinesisches Buffet. Ganz wie die üblichen Chinesen gibt es auch hier allerlei frittierte Fleischsorten und andere asiatische Köstlichkeiten wie Curry, Nudeln, Beef Szechuan - aber alles ist vegan! Ein veganes Buffet war eine ganz neue Erfahrung für mich, ihr könnt euch also vorstellen, dass ich seeehr glücklich war, dort zu speisen. Wem das ganze frittierte Zeugs nicht so liegt, dem sei versichert, dass es auch ein sehr gutes Salat-Buffet gibt, mit Quinoa, Linsen, Hummus, Sprossen, und es gibt auch Naturreis als gesunde Alternative zu weißem Jasminreis. Durch diese Vielfalt kam M auch auf originelle Kombinationen, wie Frühlingsrollen mit Hummus - naja, wer's mag! Ich bin sicherlich nicht die Buffet-Polizei, meine Teller sind auch sehr überladen, wie ihr unten seht. :-)

Om nom nom...

...nom nom nom.


Und weiter ging's in Malmö zum vegetarischen Bio-Supermarkt "Astrid och Aporna" (Gustav Möllers Gata 2). Hier werden vegane Träume wahr: Von Schokolade über Mayo und veganem Käse, veganem Schinken, Aufstrichen, Eis und veganen Fertiggerichten findet man hier alles, was das tierliebe Herz begehrt. Natürlich musste ich auch ein wenig einkaufen - Mayo, Alpro-Zeugs, Parmesan und Schokoladen-Eis von "Booja-Booja". Dieses Eis wird auch vier Zutaten gemacht: Cashews, Agavensirup, Wasser und Kakao. Während es doch einen kurzen Moment dauerte, bis ich mich an diese Mischung gewöhnte, war es dann doch ein sehr gutes Eis mit tollen, natürlichen Zutaten.



Von Malmö ging es dann nach Göteborg, Schweden. Hier entdeckte ich, dass es in der populären Kaffee-Kette "Espresso House" standardmäßig Soja-Milch gibt. Hurrah - ich erfreute mich an cremigem, sojaigem Cafe Latte. Und wir machten noch eine nette Entdeckung: In einem sehr günstigen Pub (zumindest für schwedische Verhältnisse sehr günstig) namens Kelly's (Andra Långgatan 28) gibt es eine umfangreiche vegane Karte - so umfangreich, dass es viel mehr vegane als vegetarische oder Fleischgerichte gibt. Und sie werden auch fleissig bestellt, hurrah. Ein nicht-vegetarisches Pub mit so umfangreichen veganen Angebot war für mich eine neue Erfahrung, aber das vegane Essen überzeugt einfach durch seinen tollen Geschmack - kein Wunder, dass die Leute es gerne bestellen! :-) Und dabei lernen sie auch noch, dass veganes Essen keinesfalls nur gedünsteter Tofu mit rohem Spinat sein muss, sondern es auch deftig, fettig und absolut Pub-würdig sein kann. Ich hatte den Veganen Burger mit hausgemachten Pattie, extra Tofu und veganem Käse, dazu Pommes. M hatte die Pita Fajitas - veganes Hack mit Salat, Salsa, Guacamole und Pita-Taschen serviert, dazu auch Pommes. Außerdem probierten wir noch die vegane Knoblauch-Sauce, ein Traum! Als Nachspeise gab es noch veganes Vanille-Eis mit warmen Beeren im Angebot, was ich auch noch begeistert hinunterschlang. Dann war ich aber wirklich voll. Zwar insgesamt nicht das gesündeste vegane Essen, aber perfekt für ein Pub, superyummy, und noch besser mit einem Glas Bier (bis auf das Eis vielleicht..)!

Vegan Burger

Pita Fajita

Veganes Eis
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