7. Juni 2011

Improvisationstheater

Während ich beim Backen Rezepten gerne bis auf letzte i-Tüpfelchen folge und am liebsten eine Waage hätte, die bis auf drei Kommastellen genau das Gewicht anzeigt, gehe ich es hingegen beim Kochen mal gerne etwas lässiger an. Ich fange an mit einer Grundzutat, ein bisschen hiervon dazu, ein wenig davon, und was ist eigentlich in diesem Töpfchen drinnen...? 
Natürlich könnte ich jetzt so tun, als würde ich immer alles total locker (und lecker) aus dem Ärmel schütteln, aber das wäre etwas arrogant und auch nicht ganz wahr. Ich bräuchte mindestens noch eine Hand um abzuzählen, wieviele Kreationen nie ihren Weg auf unsere Teller gefunden haben, sondern per Express in den Mistkübel gewandert sind - und ja, mir tut das sehr weh, wenn ich Essen wegwerfen muss! Aber mittlerweile habe ich den Dreh etwas raus, und die kulinarischen Desaster halten sich zum Glück in Grenzen. 
Was ist das Geheimnis des Improvisierens beim Kochen? Meiner Meinung nach: Übung, Übung, Übung. Für mich war der Schlüssel zu hervorragendem Improvisationstheater im Kochtopf einfach die Routine, die regelmäßiges Kochen mit sich bringt. Welches Gewürz da reinpassen würde, wieviel Salz hineingehört, woran man merkt, dass das Gemüse auch später noch schön knackig ist und wie man lockeren Hefeteig hinbekommt, ohne dass er dauernd klebrig an der Arbeitsfläche hängt - diese Dinge muss man üben und selbst erfahren. Dazu gehört meiner Meinung nach ein weiterer Aspekt: Übung alleine hilft natürlich, um ein besserer Küchenprofi zu werden, schneller und leichter geht es aber mit wirklich guten Rezepten. Mit wirklich guten Rezepten meine ich nicht fünfgängige Menüs mit drei Zwischengängen, wobei der Koch zwischendurch einen Kopfstand macht, sondern solide, getestete Rezepte, die wirklich funktionieren. Am leichtesten findet man die in beliebten Kochbüchern - im Internet teilweise auch, aber es schwirren leider sehr viele kulinarische Enttäuschungen herum, also aufpassen (auf diesem Blog hoffentlich nicht...)! Mein erstes veganes Kochbuch war "How it all vegan" von Sarah Kramer, und für alle, die sich mit amerikanischen Cup-Maßen auskennen oder solche besitzen, empfehle ich es wärmstens! Auch die Rezepte von Isa Chandra Moskowitz oder Colleen Patrick-Goudreau sind immer "tried and true". (Ja, ihr merkt schon, ich mag meine Bücher gerne vegan und amerikanisch, habt ihr eine schöne Empfehlung für wirklich gute deutsche vegane Kochbücher?) 
Wenn man sich eine solide Basis erkocht und ein Gefühl für leckeres Essen entwickelt hat, hat man plötzlich auch die Freiheit, Zutaten zu ersetzen, Rezepte abzuwandeln oder komplett umzumodeln. Und dann geht es erst richtig los mit dem Improvisieren! Unten könnt ihr einige meiner kürzlichen Kreationen sehen, bei denen ich das Rezept auch nicht mehr genau zusammenbrächte, wenn ich mein Körpergewicht dafür in Schokolade bekommen würde. Eben richtig locker-flockig mal eben aus der Hüfte geschossen!

Curry-Reissalat: Reis mit frischem Gemüse (Karotten, Paprika, Zwiebel, Erbsen?) in einer cremigen Curry-Sauce (drinnen war Soja-Joghurt, vegane Mayo, Curry, Sojasauce....). Ist übrigens ein perfekter Lunch fürs Büro!

Kartoffelsalat, frisch aus dem Ärmel: Mit leckerem Joghurt-Senf-Dressing und Essiggurkerl. Dahinter: Schnittlauchdip, Marke Eigenbau. Das Fleisch ist übrigens Grilltofu und vegane Käsekrainer.

Salat mit Kartoffeldressing, ohne Rezept (Kartoffeln kochen, stampfen, mit Gemüsebrühe, Essig und Öl lecker machen!). Dazu Tofu-Seitan-Laibchen (die waren gekauft, von Spar Natur Pur) mit besagter Schnittlauchsauce.

Improvisationstheater in Perfektion: Mir gelüstete nach Nudeln mit Saft, so wie früher als Kind. Sprach's und kochte ein leckeres Gulasch mit Fleisch aus Soja-Schnetzeln. Dazu gab es Orcchiette-Pasta.Yumyumyum.

Was improvisiert ihr so zusammen?

4 Kommentare:

  1. Hm, das sieht wieder alles lecker aus.
    Also ich schmeiße ja auch gerne einfach irgendwas zusammen, deswegen fehlen meinen Rezepten auch fast immer die Mengenangaben (außer den Backrezepten).
    Nach Kochbüchern koche ich wirklich selten, es ist eher so, dass ich die durchblätter um eine Idee zu bekommen und dann mache ich das doch wieder anders (was nicht immer besser ist). Gut finde ich es, wenn die Kochbücher nicht so kompliziert sind, deswegen mag ich die von Attila Hildmann recht gerne.

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  2. Das mit der Übung kann ich nur bestätigen. In meiner Anfangskochphase waren die Kochbücher auch meine besten Freunde, aber mittlerweile nehme ich diese meistens nur als Inspiration und wandel die Rezepte nach meinen Vorstellungen ab. Und mittlerweile habe ich mir auch angwöhnt Eigenkreationen kurz zu notieren :) Weil ich mich ganz genau kenne... da habe ich ein tolles improvisiertes Gericht auf den Teller gebracht, aber nicht in mein Hirn! Da habe ich mich auch schon das ein odere andere mal richtig geärgert.

    Die Rezepte von Attila sind wirklich einfach. Wenn man mal über den ein oder anderen Fehler hinwegsieht, dann bieten diese wirklich viel Potential zum verändert werden.

    Und nach deinem Post weiß ich nun auch, was ich am Wochenende mal wieder machen könnte: Kartoffelsalat, harr!

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  3. hey!
    ich bins mal wieder!:)

    wollte dich wissen lassen, dass ich vor kurzem auch einen blog gestartet habe- vl hast du ja mal lust, vorbeizuschauen?
    du inspirierst mich oft mit deinen posts und dafür wollte ich mich bedanken:)

    hier der link:
    http://girlinasong.wordpress.com/

    liebe grüße,
    saskia

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  4. Sehr wärmend für kalte Tage:
    Zwiebeln in der Pfanne anrösten, Paprikapulver und Salz dazu, klein geschnittene Erdäpfel hinein, dazu zwei Lorbeer-Blätter, eine Brise Kümmel, einen Schuss Essig, dann etwas Wasser drauf, alles dünsten...fertig ist das köstliche Erdäpfel-Gulasch!

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