20. April 2011

Sag mir, wo die Küken sind.

Weibliche Hühnervögel legen Eier. Das ist einfach von Natur aus so. Darum sind alle Legehennen eben Weibchen. Die Bauernhöfe sind voll von fleißigen, gackernden, gefiederten Damen. Eine wunderbare Idylle. So viel weibliche Power, die uns brav mit Eiern versorgt... hm. Moment, sicher muss es auch bei Hühnern ein paar Männchen geben? Woher kommen denn sonst die neuen Legehennen? Und was passiert eigentlich mit den männlichen Küken, die aus den Eiern schlüpfen? Die sieht man nie auf diesen idyllischen Bauernhöfen, von einem gelegentlichen Hahn mal abgesehen. Wo sind denn die ganzen Küken geblieben?
Leider ist das nur einer der dunklen Abgründe der Ei-Industrie, und ein Grund, warum ich sowie viele andere Menschen vegan lebe.

Tatsache ist, dass Männchen in der Eier-Industrie nicht gern gesehen sind, weil sie keine Eier legen. Neue Legehennen braucht man trotzdem, daher müssen befruchtete Eier her, aus denen dann viele neue weibliche Küken schlüpfen. Das Problem an der Sache ist, dass aus etwa jedem zweiten Ei ein kleiner Hahn kommt. Und es gibt keine, ich wiederhole, KEINE Möglichkeit, die "nützlichen" Tiere (also die Weibchen) von den "unnötigen" Tieren (den Männchen) vor dem Schlüpfen zu trennen. Daher beginnt für die Hälfte der Tiere gleich nach der Geburt das große Sterben. Die gelben, flauschigen Küken, kaum auf der Welt, werden aussortiert, die Weibchen kommen weiter, um als Legehennen aufzuwachsen, die Männchen... tja, die Männchen werden vergast oder in den Hexler geworfen (lebendig, versteht sich), wo sie zu Brei zerhackt werden. Sie sind Abfall, nicht profitabel, und je schneller sie weg sind, desto besser. Willkommen am idyllischen Bauernhof.

Manch einer von uns setzt nun sicher seine Hoffnungen in Bio-Eier. Meine Gedanken zu Bio-Tierprodukten habe ich bereits hier festgehalten. Aber ich sage es wieder: Auch ein Bio-Bauernhof ist kein Gnadenhof, sondern ein Betrieb, der an Gewinn interessiert ist (ansonsten ist der Bauer kein Bauer mehr, sondern arbeitslos). Auch bei der Produktion von Bio-Eiern müssen neue Hennen produziert werden, und auch auf Bio-Höfen kann es sich der Bauer nicht leisten, alle Hähne auf dem Hof zu halten - es ist nicht rentabel. Auch bei der Produktion von Bio-Eiern müssen daher männliche Küken getötet werden, weil sie keine Eier legen - genauso eklig, genauso real. Plötzlich hat sogar das Bio-Ei einen schalen Beigeschmack, findet ihr nicht auch?

Das Thema Eier ist nicht nur zu Ostern ein Problem. Natürlich essen die wenigstens von uns täglich ein Frühstücksei. Aber leider sind Eier gerne in Keksen, Kuchen, Mayonnaisen,  Fertiggerichten, etc. "versteckt". Hier ist es auch so, dass wir KonsumentInnen fast nie erfahren, wo denn diese Eier in unseren Supermarkt-Keksen herkommen. Das kann Bodenhaltung aus Österreich sein, oder Käfighaltung aus Polen, denn hier ist nach wie vor alles erlaubt - es muss nicht deklariert werden, wie und wo die Eier hergestellt wurden. Auf die Gräuel der Käfighaltung muss ich hier wohl nicht eingehen, die schrecklichen Bilder hat sicher jeder im Kopf. Kaufen wir Produkte mit Eiern im Supermarkt, bleiben daher Zweifel, wie denn die Eier entstanden  sind. Aber dafür können wir uns ganz sicher sein, dass viele, viele männliche Küken für diese Eier sterben mussten, egal ob sie aus Käfighaltung oder Bio-Betrieben kommen. Nicht gerade sehr beruhigend.

Aber wer braucht schon Eier? Es gibt fabelhafte Produkte, die ganz ohne Eier auskommen, angefangen von süchtig machender veganer Mayonnaise, die man mit dem Löffel essen kann (wenn man das denn möchte...), bis hin zu leckeren Schokoladen-Keksen mit feiner Orangennote (die gibt es sogar im Supermarkt!). Wenn man gerne Kuchen backen möchte, gibt es nicht nur auf meinem Blog eine Vielzahl an Rezepten, um zum sonntäglichen Kaffee die Verwandtschaft zu erfreuen.

Das Küken ist ein Symbol für das neue Leben, für die Unschuld. Die Henne mit ihren Jungen wird als Zeichen der Mutterliebe gesehen. Wir träumen von kleinen Bauernhöfen mit grünen Wiesen, auf denen fröhliche Tiere in der Sonne spazieren. Die Wahrheit, die sieht  aber anders aus, und sie hat eine sehr hässliche Fratze. Die Märchenstunde sollte es nur zum Schlafengehen geben - darum mach dir nichts vor und streich Eier von deinem Speiseplan!

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18 Kommentare:

  1. Sehr guter Artikel!

    Aber in welchem Supermarkt gibt es denn diese Kekse? Ich hab die leider noch nirgends gesehen. :(

    Gruß
    Natz

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  2. Hi Clumsynatz,

    danke für dein Feedback! Bei uns in Österreich gibt es sie im Spar.

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  3. RIP an die unzähligen Küken, die täglich ihr Leben für die Eierindustrie lassen :( Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut der Verdrängungsmechanismus bei uns Menschen funktioniert. Und wieder einmal bin ich froh, endlich vegan zu sein. Wir haben einfach kein Recht dazu, so mit Tieren umzugehen. Nutztiere gibt es nicht, das ist doch nur ein Hirngespinst, das die Verdrängung erleichtert. Vielen Dank für deinen Artikel!

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  4. Von Alnatura (z.B. über DM) gibt es auch Schoko-Orangenkekse =) Sind aber leider mit Palmöl.

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  5. Ich finde es total schlimm, diese ganzen Küken zu züchten, damit die Hälfte als erstes wieder umgebracht wird. Ich denke, das lässt sich eigentlich gar nicht ethisch vertreten, da die Küken im Endeffekt nur als Abfallprodukt getötet wurden.
    aber bei den Kühen ist es ja ähnlich, nur dass da die männlichen Kälber zu Fleisch verarbeitet werden.
    Von wegen, für Milch und Eier sterben keine Tiere...
    Liebe Grüße

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  6. Die Süddeutsche hatte dazu mal einen guten Artikel:

    http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/28879/

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  7. Sag mal warum werden die männlichen Küken nicht zu Brathähnchen aufgezogen? Nicht falsch verstehen, nicht daß ich jetzt Brathähnchen "bewerben" möchte, aber sie müssten zumindest nicht sofort und nicht auf diese grauenvolle Weise sterben. Obwohl, wer weiß, erstrebenswert ist dieses "Leben" ja sicher auch nicht
    liebe Grüsse

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    1. Wird wohl auch teilweise gemacht. Die Küken für die Mast können sowohl männl. als auch weiblich sein.
      Für die Legegeschichte werden halt nur die weibl. gebraucht.

      Guck mal hier:
      Die Rettung der Hähnchen | Suite101.de http://suite101.de/article/die-rettung-der-hahnchen-a126173#ixzz29l8b5zSJ

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    2. Heidi, eine gute Frage. Es ist anscheinend so, dass diese männlichen Küken nicht so schnell das Mastgewicht erreichen wie ihre Kollegen, die als reine Fleischhühner dienen - es gibt also verschiedene Sorten für Eier und Fleisch. Darum ist es wohl rentabler, sie zu töten, als sie zu mästen.
      Du hast recht, es ist generell etwas zynisch, Lebewesen in diese Welt zu bringen, um sie nach einem entarteten Leben schließlich für unseren puren Genuss zu töten.

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    3. Ich hab als Jugendliche auch immer gedacht, die Weibchen legen halt Eier und die Männchen werden gemästet.
      Aber die Hühner sind alle schon stark differenzierte Hochleistungsrassen, auch in der Biolandwirtschaft.
      Früher, v.a. vor der Industriellen Revolution hat man ja auch Allround-Kühe gezüchtet, die guten Dung geben, Milch und Fleisch. Jetzt gibt es eigens gezüchtete Fleischrassen, die besonders schnell wachsen und Milchrassen, die besonders viel Milch geben.
      Das selbe bei den Hendln. Eigene Fleischrassen und eigene Legehuhnrassen.
      Es ist nicht nur "wohl so", dass das mästen von Legehühnern nicht rentabel ist, es ist es wirklich nicht. Wenn die Viecher auch nur einen Tag länger brauchen um das gesetzliche(?) Schlachtgewicht zu erreichen, kostet das ja auch viel zu viel Strom, Futter usw. - da kann bei dem Preisdruck kein Gewinn mehr erwirtschaftet werden.

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    4. Ich find´s echt schad daß auch hier verallgemeinert wird. Ich darf mit gutem Gewissen behaupten daß wir ausschließlich glückliche Hennen und Hähne haben die ihr Leben hier auf natürliche Art und Weise leben dürfen bis sie eines natürlichen Todes sterben.
      Mag nicht die Regel sein, aber es gibt sie doch.. die Hühnerhalter die ihren Tieren das artgerechte und natürliche Leben ermöglichen inkl scharren auf dem Misthaufen und Biogetreide als Futter.

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    5. Liebe/r Anonym,

      hier wird darüber geschrieben, dass auch auf kleinen Bauernhöfen / Familienbetrieben das grundsätzliche Problem herrscht, dass Hähne keine Eier legen und die männlichen Küken daher wertlos sind. Auf allen Bauernhöfen muss Geld verdient werden, und wo man die Hälfte der Tiere füttern und unterbringen muss, ohne dass man eine "Leistung" dafür erhält, ist das schlichtweg unrentabel - darum werden die Tiere auch oft aussortiert bevor sie überhaupt zu den Bauern kommen. Und natürlich möchte ich hier nicht absprechen, dass es Unterschiede in der Qualität der Haltung der Hennen gibt.

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    6. Liebe/r Anonym,

      es ist klar, dass das für dich ein sehr emotionales Thema ist, aber es wäre schön, wenn wir diese Diskussion ohne Beleidigungen führen könnten. Falls du dich von meinem Artikel angegriffen fühlst, tut mir das leid, aber der Umgang mit "nutzlosen" Hähnen (ist unter Anführungszeichen, weil ich es auf keinen Fall so sehe, sondern nutzlos im Sinne der Eierindustrie - du missverstehst mich hier gerne) ein Thema ist, das einfach besprochen werden muss. Und wie gesagt, bereits bevor Hühner überhaupt einen Hof erreichen, egal, wie idyllisch es dort ist, muss bereits eine Selektion passieren, denn von irgendwo müssen diese Hühner ja auch schlüpfen.

      Ich kenne deinen Hof nicht, aber es ist natürlich begrüßenswert, wenn eure Hennen anders gehalten werden - wie gesagt, dass die Qualität der Haltung verschieden sein kann, das spreche ich dir auch überhaupt nicht ab. Tatsache ist aber auch, dass diese romantischen kleinen Höfe aber in keiner Weise der breiten Realität entsprechen - der Eierkonsum könnte durch Höfe wie euren nicht gedeckt werden, darum plädiere ich generell, auf Eier zu verzichten (besonders auf solche, die in Produkten versteckt sind).
      Prinzipiell möchte ich sagen: Wenn schon unbedingt Eier, dann lieber solche von einem Hof wie du ihn beschreibst. Aber ich sage es trotzdem nicht, denn: Warum überhaupt Eier - wir haben keinen Bedarf für sie, Kuchen gelingen ohne sie genauso gut, und ich bin, wie viele andere, generell dagegen, Tiere für unsere Zwecke zu nutzen, immerhin legen sie die Eier ja nicht für uns.
      Das wir hier sehr verschiedene Positionen haben, ist mir klar, und es ist oft auch kein einfaches Thema. Trotzdem Danke für deinen Input.

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    7. Liebe/r Anonym, es tut mir sehr leid, ich habe deinen Kommentar zuerst veröffentlicht, eine Antwort verfasst, und dann aber unabsichtlich den falschen Button erwischt, jetzt ist dein letzter Kommentar nicht mehr ersichtlich. Ich habe ihn hier zum Nachlesen hineinkopiert, meine obige Antwort bezieht sich darauf:

      "Ich habe schon verstanden worüber hier geschrieben wird und mir stellt sich sprichwörtlich der Kamm wenn ich lese "auf allen Bauernhöfen"! Denn NEIN, nicht auf allen Bauernhöfen, es gibt durchaus Ausnahmen und jeder kann sich hier gern ein Bild davon machen. Bei unseren Hennen in Freilandhaltung laufen 6 Hähne mit und wer sagt Hähne sind unnütz, der hat keine Ahnung. Hähne sorgen im Stall für Harmonie unter den Hennen, beschützen im Freiland vor Angriffen aus der Luft und suchen den Mädels die besten Leckereien aus dem Boden, vorzugsweise Würmer und Ameisen.

      Wer also hier behauptet daß alle "Eierproduzenten" Hähne bzw männliche Küken als wertlos erachten ist für mich keinen Deut besser als die Massenindustrie die genau das tut. "

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  8. Liebe C,
    leider finde ich in meinem Beitrag keinerlei Hinweis auf Beleidigung, vielleicht magst du mir da helfen? Denn nur weil ich schreibe daß mir der Kamm schwillt beleidige ich keinen, eher ist es so daß solche Menschen wie ich beleidigt werden indem verallgemeinert wird daß alle gleich sind.

    Warum soll ich Eier wegwerfen die von glücklichen Hühnern gelegt werden? Warum soll ich Lebensmittel wegschmeißen wo in der dritten Welt die Menschheit verhungert? Der Sinn bleibt mir gänzlich verborgen und so werde ich auch weiter, seit 16 Jahren Vegetarierin, meine Eier essen, so wie es viele Freunde von uns auch tun.

    Ich empfehle euch mal das Buch "Der Ruf der Rose", spannende Lektüre, wo es doch immer heißt im Ei, der Milch und Fleisch steckt ein Lebewesen.. aber Pflanzen sind ja tot. ;-)

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  9. Liebe/r Anonym (übrigens finde ich Ansprache mit Namen immer netter, nur so als Tipp für die Zukunft),

    wenn du mich mit der Massenindustrie vergleichst, weil ich den Artikel oben geschrieben habe, empfinde ich das als beleidigend, aber vielleicht hast du das ja anders gemeint.

    Nun, die Hühner könnten ihre Eier auch selbst picken (das machen sie ganz gerne), man könnte sie Hunden geben - oder natürlich auch selbst essen. Aber das ist hier wirklich plötzlich eine ganz andere Diskussion geworden: Denn zwischen Freilandeierhaltung in der die Eier verkauft werden (mit allen oben genannten Problemen) und der Haustierhaltung von Hühnern, wo zufällig Eier anfallen liegt meiner Meinung nach ein riesiger Unterschied - nämlich in dem Wunsch, Profit zu machen versus dem Wunsch, Tieren ein Zuhause zu geben.

    Da du schon selber schreibst, dass du meine Position nicht verstehen kannst, würde ich vorschlagen, wir beenden diese Diskussion nun, und einigen uns darauf, was ich doch aus deinen Beiträgen zumindest herauslesen konnte: Schön ist die Massenproduktion von Eiern nun wirklich nicht.

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  10. Hallo liebe Bloggerin!
    Ich finde deinen Blog wirklich zauberhaft.
    Deine Artikel über Veganismus sind unverkrampft ehrlich und äußerst berührend.
    Mich jedenfalls haben sie zum Nachdenken gebracht.
    Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr überzeugte Vegetarierin (heute bin ich 20) und beschäftige mich momentan mit dem Gedanken vegan zu leben, wodurch ich auch auf deinen Blog gestoßen bin.
    Ich stelle es mir hier am Land wo ich wohne wirklich schwierig vor essen zu gehen. Teilweise habe ich schon Probleme vegetarische Gerichte zu bekommen. Wie wird es da wohl sein, wenn ich veganes Essen bestelle?
    Vor allem habe ich kaum Freunde, welche die gleiche Einstellung wie ich haben.

    Jedoch würde ich gerne wissen was du über Folgendes denkst.
    Mein Vater hat einen Bauernhof und dort haben wir Hühner (nur für den Eigengebrauch), deren Eier ich bis jetzt ohne schlechtes Gewissen verzehrt habe.
    Ich weiß den Hühnern geht es gut. Sie dürfen ihre Eier behalten, wenn sie brüten und die Hähne werden natürlich auch nicht getötet. Jedes einzelne Huhn lebt solange bis es eines natürlichen Todes stirbt und wird nicht getötet, wenn die Legeleistung abnimmt. Es werden auch keine Hühner getötet um uns Nahrungsmittel zu dienen.
    Sie dürfen am Tag unser ganzes Gelände durchforsten und am Abend werden sie in den Stall gesperrt.
    Denkst du es ist verwerflich diese Eier zu essen?
    Immerhin ist es keine Massentierhaltung. Im Gegenteil, die Hühner könnten es kaum besser haben.
    Allerdings werden sie wohl oder übel doch von uns gehalten, um deren Eier essen zu können.
    Was denkst du darüber?
    Würdest du solche Eier essen?

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  11. Toller Beitrag! Sehr treffend formuliert!

    lg Wynn

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Ich freue mich immer sehr, von Euch zu hören! Vorschläge, Ideen, Lob, eine andere Meinung (respektvoll, please) - immer her damit!

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