18. Juni 2015

Interview mit Dirk von Vegan Travel


Wer meine Berichte über die veganen Flusskreuzfahrten gelesen hat (hier und hier), der weiß, wie toll, unterhaltsam, abwechslungsreich und vor allem köstlich so ein Urlaub sein kann! Vielleicht habt ihr euch aber auch gefragt, wie man eigentlich auf die Idee kommt, gerade eine Flusskreuzfahrt zu veganisieren - ich zumindest habe mir von Anfang an diese Frage gestellt. Zum Glück gibt es jemanden, der mir Antworten liefern konnte: Dirk Bocklage, Mastermind hinter den veganen Flusskreuzfahrten. Wer Dirk noch nicht begegnet ist: Er ist derjenige, der immer ein Ohr, ein Lächeln und ein paar nette Worte für alle hat, egal, wie viel gerade los ist. Dirk ist das Herz der veganen Kreuzfahrt und buchstäblich von morgens bis abends unterwegs, ohne, dass ihm jemals die gute Laune ausgehen würde. Auf der letzten Reise habe ich mir Dirk für ein paar Momente zur Seite genommen und ihm meine brennendsten Fragen gestellt.

Dirk mal wieder in Action!

Lieber Dirk,  vielen Dank für deine Zeit! Meine erste Frage ist, wer steckt denn hinter der Organisation der veganen Flusskreuzfahrt?
Dirk: Ich kümmere mich um die Organisation der veganen Flusskreuzfahrt mit meiner Firma "Vegan Travel", und gemeinsam mit Kristina und Gerrit von Untervegs stellen wir dann auch das vegane Essen an Bord auf die Beine. Gerrit und ich kennen uns schon sehr lange - unsere Eltern sind sogar schon ewig gemeinsam im selben Kegelclub! Durch diese Freundschaft mit Gerrit ist dann auch die Idee der veganen Flusskreuzfahrt entstanden.
Doch leider muss ich hier anmerken, dass Gerrit und Kristina von Untervegs aus Zeitgründen keine Möglichkeit mehr haben, die nächsten Reisen zu begleiten. Die beiden gehen jetzt schon am Stock mit ihrem kleinen Bistro, auch pflegen sie Kristina’s Mutter… es ist sehr schade, dass die beiden nicht mehr mit an Bord sind, aber natürlich geht es weiter. (lacht)

Das bringt mich gleich zu meiner nächsten Frage: Warum gerade eine vegane Flusskreuzfahrt?
Dirk: Ich habe festgestellt, dass es recht wenig Angebot für vegane Reisen gibt, gerade in Europa. Da ich bereits viel Erfahrung mit Kreuzfahrten habe durch meine Arbeit bei Kreuzfahrthammer, kam die Idee für diesen veganen Urlaub auf Flüssen auf, auch um das angestaubte Image der Flusskreuzfahrten aufzupolieren. Wenn ich etwas mache, dann will ich es komplett machen - da war es mir auch wichtig, eine rein vegane Kreuzfahrt anbieten zu können. Man möchte dann ja auch nicht den Tischnachbarn mit ihrem Steak zusehen müssen. Da größere Schiffe (Anmerkung: Hochsee) eben viel mehr Gäste haben, war der kleinere Rahmen der veganen Flusskreuzfahrt für uns ideal. Das Image der Flusskreuzfahrt ist wie gesagt etwas angestaubt, viele denken dabei an ältere Leute - aber wir zeigen, dass bei uns das Publikum sehr gemischt ist und auch viele junge Leute mitmachen. 

Was sind die Herausforderungen einer veganen Flusskreuzfahrt?
Dirk: Unsere größte Herausforderung ist es nach wie vor, der Reederei zu beweisen, dass die Kosten des Essens nicht höher sind. Das sind oft Vorurteile, die die Reedereien haben - aber Gemüse ist ja wirklich nicht teurer, und um die Differenz für die Kosten des Fleisches, das bei uns wegfällt, kann man eben andere Produkute kaufen! Auch die Menüauswahl ist oft eine Herausforderung: Hier freuen wir uns sehr, wenn erste Menüvorschläge vom Chefkoch oder der Chefköchin kommen, und es dann um die Abstimmung und nicht um die komplette Vorgabe des Menüs geht. Prinzipiell sind die Reedereien aber durchaus an dem Konzept interessiert.
Die erste Kreuzfahrt war für uns außerdem ein Risiko - wir wussten nicht, ob das Schiff voll werden würde, und über ein riesiges Budget verfügen wir auch nicht. Unsere erste Flusskreuzfahrt am Rhein war dann aber schnell ausgebucht, was uns sehr gefreut hat!

Wie wird denn das Esssen an Bord zubereitet?
Dirk: Unser Konzept ist, dass wir zwei bis drei Kollegen mitbringen, die die vorhandene Crew beim veganen Kochen unterstützen. Die Chefköchin oder der Chefkoch muss aber Chef bleiben, das ist uns wichtig. Wir machen sozusagen die Beratung während der Kreuzfahrt und die Crew arbeitet in den gewohnten Strukturen. Wir hatten gerade bei dieser Fahrt durch Holland und Belgien sehr viele positive Rückmeldungen der Crew! Die Crew begrüßte uns mit einem lauten "We are ready for the vegan challenge!" Viele kochen sonst immer die gleichen Gerichte und freuten sich darüber, neue Rezepte auszuprobieren. Gerade bei der Crew aus dem asiatischen Raum wird ja auch in der Heimat oft sehr viel mit Gemüse gekocht - Erfahrungen, die sie bei unserer Kreuzfahrt einbauen konnten!

Was waren die besten und was die schwierigsten Situationen bisher?
Dirk: Der Abschluss der ersten Kreuzfahrt war ein Highlight - die fröhlichen Gesichter der Gäste zu sehen, das war schon toll. Ein kleines Mädchen erklärte uns freudestrahlend, dass das der schönste Urlaub bisher gewesen ist! Und schwierige Situationen... bei der ersten Kreuzfahrt ist der Bus für einen Ausflug woanders stehengeblieben, und wir mussten mit der ganzen Gruppe wieder in die andere Richtung laufen, das war ungeplant. Bei einem Ausflug wurde die Zeit etwas knapp - da fängt man schon an zu schwitzen! Manchmal unterschätzt man, wieviel Aufwand hinter der Organisation von so einer Reise steckt. Aber es war nichts dabei, das wir nicht hätten lösen können. Aus Fehlern lernen wir, schließlich sind wir alle nur Menschen.

Kreuzfahrten haben generell den Ruf, einen großen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Wie wird bei den veganen Flusskreuzfahrt auf die Umwelt geachtet?
Dirk: Zum einen sind die Schiffe für Flusskreuzfahrten nicht mit den großen Schiffen auf dem Meer zu vergleichen, es darf zum Beispiel kein Schweröl verwendet werden. Außerdem sind am Bord sehr hochwertige, sehr teure Wasseraufbereitungsanlagen, auch das hilft. Und wir achten auch bei der Planung darauf, neue Schiffe auszuwählen, die viel umweltfreundlicher sind und nach modernsten Umweltgesichtspunkten gebaut wurden. Ältere Schiffe wären deutlich günstiger zu haben, aber dieser Aspekt der Umweltfreundlichkeit ist uns einfach wichtig.

Wie ist das Feedback der Gäste und der Reederei?
Dirk: Bei unserer ersten Fahrt waren alle extrem zufrieden, auch der Hotelmanager des Schiffes. Wir hatten sogar den größten Getränkekonsum bisher (lacht)! Wir bekamen tolles Feedback von unseren Gästen. Zu 100% reibungslos kann so eine Fahrt natürlich nie verlaufen, aber es waren eher Kleinigkeiten, die wir immer wieder verbessern werden.

Was soll in der Zukunft passieren?
Dirk: Unsere nächste Fahrt ist ja im Sommer, da sind bereits viele Kabinen gebucht. Zu Silvester gibt es auch eine tolle Fahrt. Und für 2016 haben wir Pläne, durch Frankreich zu fahren, da gibt es sehr schöne Strecken.
Im Sommer werden wir erstmals Yoga-Kurse an Bord anbieten. Da die Landschaft der Donau unbeschreiblich schön ist, passt das einfach. Ein Yoga-Magazin aus England rief mich an und  teilte mir mit, dass das die weltweit allererste vegane Yogakreuzfahrt auf einem Fluss ist. Gut zu wissen!
Außerdem wäre es in Zukunft schön, wenn wir bei den Menüs noch mehr Auswahl bieten könnten, also beispielsweise eine zweite Möglichkeit für den Hauptgang - momentan fehlen da aber noch Erfahrungswerte, um einschätzen zu können, wieviel von welchem Essen gerne bestellt wird. 
Für die Zukunft wird es auch weiterhin prominente Gäste an Bord geben, die Kochshows geben und Vorträge halten werden. Und wir möchten unsere internationale Präsenz noch weiter ausbauen: Schon jetzt haben wir internationale Gäste an Bord, aus den USA, England und Irland. Für uns ist natürlich auch Großbritannien ein interessanter Markt, da gibt es eine große vegane Community. 
Und: Wir würden gerne auch landbasierte Reisen anbieten, aber noch gibt es keine ganz konkreten Pläne.

Lieber Dirk, danke für das Interview und deine Zeit!



Wer jetzt richtig Lust bekommen hat auf die nächste vegane Flusskreuzfahrt - die findet auf der Donau von Budapest nach Passau statt (wer Budapest noch nicht gesehen hat, ich kann es nur empfehlen)! Das Schiff sieht wirklich luxuriös aus, es wird Yoga im Freien am Sonnendeck angeboten (nicht mal um die Matten muss man sich kümmern!) und natürlich wieder jede Menge veganes Essen. Ich denke, besser kann es im Sommer nicht sein, oder?

Habt ihr auch ein gespaltenes Verhältnis zu Silvester? Ich möchte zwar immer etwas Besonderes unternehmen, aber mich in überfüllten Bars nach dem dritten Tequila-Shot leicht unwohl fühlen, ist auch nicht das, was ich mir an Silvester so wünsche. Wie wäre es mit einer veganen Kreuzfahrt? Die Silvester-Kreuzfahrt wurde uns bei der letzten Reise präsentiert und ich konnte nur daran denken, wie toll sich das alles anhört. Es geht von Passau nach Budapest, und es gibt alles, was man sich für so eine Reise nur wünschen kann: Ein wunderschönes Schiff, zwei verschiedene Restaurants und ein Café mit Leckereien, Silvesterparty und Neujahrsbrunch und das Beste ist - es ist wirklich alles inklusive, auch die Getränke, Internet und die Rückfahrt von Budapest nach Passau oder München! Luxuriöser und angenehmer kann man wohl kaum ins Jahr 2016 starten!

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